Sind virtuelle Influencer sinnvoll für Ihr Unternehmen?

Die Antwort ist ein klares „Jein!“ – mit Tendenz zum „Ja, natürlich!“. Die Gründe sind sowohl finanzieller als auch marketing-technischer Natur. Dieser erste Artikel einer Serie beleuchtet die Gründe, damit Sie eine fundierte Antwort für Ihr Unternehmen mitnehmen können.

Was sind virtuelle Influencer?

Es gibt immer mehr Influencer in den sozialen Netzwerken. Seit etwa 2016 gibt es auch Influencer, die mithilfe von generativer KI erstellt wurden. Sie arbeiten auf verschiedenen Social Media Plattformen wie menschliche Influencer. Und sie sammeln immer mehr Follower. Einige sind kaum von echten Menschen zu unterscheiden, andere sind klar als generierte Figuren erkenntlich.

Beispiele gibt es einige, wir stellen Ihnen drei davon exemplarisch vor. Anhand derer erklären wir auch die Punkte, die sie für Unternehmen attraktiv machen:

Beispiel 1: Qai Qai

Die virtuelle Influenzerin Qai Qai auf TikTok (Foto: TikTok)
Die virtuelle Influenzerin Qai Qai auf TikTok (Foto: TikTok)

Im September 2023 hat Qai Qai als @realquaiquai 4,5 Millionen Follower bei TikTok. Der Ursprung war eine Puppe von Serena Williams und Alexis Ohanian, die nun als virtuelle Persönlichkeit Anhänger sammelt. Was mit einigen Fotos der echten Puppe auf einem Instagram Account begann, wurde schnell professionell animiert. Ein Mini-Influencer entstand. Die Animation ist nach wie vor als solche zu erkennen.

Es ist im Marketing bekannt, dass jüngere Zielgruppen mit Hilfe von spielzeugartigen, mit positiven Gefühlen assoziierten Kreaturen beeinflussbar sind. Der Grund: In Rollenspielen stellen Kinder auf Augenhöhe mit den Mini-Influencern Lebenssituationen nach. Sie identifizieren sich mit ihnen und lassen die Mini-Influencer für die Kinder verständliche Entscheidungen treffen. Die Animation unterstützt daher den Verkauf verschiedenster Produkte für diese Zielgruppe. Auch Qai Qai beantwortet Fragen, erstellt TikTok-Dances und erklärt Begriffe. Dabei unterhält sie ihre Anhänger mit ihrer großen und lustigen Persönlichkeit. Und beeinflusst so die Verkaufszahlen gewisser Produkte.

Und was haben Unternehmen davon?

Mit Qai Qai lernen die Kleinsten unter uns Tänze kennen, die Welt wird erklärt und verschiedene Dinge gezeigt. Das weckt bereits bei Kindern Begehrlichkeiten: Die jungen Zuschauer möchten ein ebenso glitzerndes Kleid besitzen, das aktuelle Spielzeug von Qai Qai möchten sie sofort ihr Eigen nennen und so weiter. So beginnt die Reise unserer Kinder ins Digitale und hin zur Kommerzialisierung. Unternehmen, die diese Zielgruppe ansprechen, profitieren von einer Zusammenarbeit mit Qai Qai.

Beispiel 2: Lu do Magalu

virtual influencer Lu do magalu, Foto: magazineluiza
virtual influencer lu do magalu, Foto: magazineluiza

Einen anderen Ansatz verfolgt Lu do Magalu. Sie promotet aktiv die Produkte des brasilianischen Einzelhändlers Magazine Luiza. Denn in seinem Namen wurde Lu, wie ihre Anhänger sie nennen, erschaffen. Im Dezember 2022 hatte sie folgende Followerzahlen:

  • 14,6 Millionen auf Facebook,
  • 6 Millionen Follower auf Instagram,
  • 2,6 Millionen auf YouTube
  • sowie ca. 1,3 Millionen Follower auf X und TikTok.

Seit ihrem Debüt auf dem Magazin Luiza vor mehr als 10 Jahren, bewertet sie Produkte, unterstützt so manche Markteinführung und gibt Software Tipps – exklusiv für den Einzelhändler-Giganten.

Und was hat das Unternehmen davon?

Eine jugendliche oder junge erwachsene Zielgruppe bedient Lu do Magalu. Sie wurde von dem Unternehmen Magazine Luiza speziell für das eigene Marketing entwickelt. Nun promotet sie exklusiv die Produkte, die auch anderweitig bei dem brasilianischen Einzelhändler erhältlich sind. Lu ist perfekt auf die Bedürfnisse dieses Unternehmens ausgerichtet und ist ein Teil des Marketing-Mixes von Magazine Lu. In manchen Fällen ist Lu klar als Animation erkennbar. Jedoch gibt es auch Produktionen, bei denen sie einer realen Person sehr ähnlich erscheint.

Beispiel 3: Noonoouri

Noonoouri fashion Model Influencer in Tokyo (Foto: Joerg Zuber)
Noonoouri fashion Model Influencer in Tokyo (Foto: Joerg Zuber)

Die virtuelle Influencerin Noonoouri wurde in München erschaffen. Sie hat mehr als 403.000 Follower auf Instagram. Laut ihrem Erschaffer Jörg Zuber von Opium Effects ist sie Veganerin und Mode-Enthusiastin. Sie hat bereits mit einigen großen Marken gearbeitet und wird durch die Modelagentur IMG professionell vertreten. Zudem ist sie bereits „live“ aufgetreten. Seit neustem ist sie auch im Musik-Business ist vertreten – mit der Warner Music Group.

Und was haben Unternehmen davon?

Jugendliche und junge Erwachsene sind auch die Zielgruppe von Noonoouri. Sie wurde jedoch von Beginn an international konzipiert: Beispielsweise wird ihr Wohnort mit Paris angegeben, sie ist allerdings international für verschiedenste Marken unterwegs. Bereits im Jahr 2021 bescherte sie Deutschland den ersten Fernsehauftritt einer virtuellen Influencerin. Noonoouri ist für viel Geld bei den einschlägigen Agenturen buchbar – gleich einem Model, Musiker, Influencer aus Fleisch und Blut. Im Unterschied zu den menschlichen Influencern stellt sie jedoch keine Fragen und hält sich minutiös an Kooperationsabsprachen. Bei allen Aktivitäten ist und bleibt sie als Animation erkenntlich.

Wie groß ist der Markt für virtuelle Influencer?

Laut Statista betrug die Größe des Influencer-Marketing-Markts im Jahr 2022 weltweit 15,2 Mrd. US-Dollar. Im Jahr zuvor wurden „nur“ 13,8 Mrd. US-Dollar generiert. Einen wachsenden Anteil an diesem Markt dürften virtuelle Influencer haben.
Eine Vielzahl von Marketing-Experten rechnen mit dem Anstieg der Wichtigkeit von virtuellen Influencern. Allerdings sind sie sich einig, dass die momentane Stärke von Social-Media-Kanälen, nämlich die Authentizität, leiden könnte.

Gibt es außer den finanziellen weitere Gründe für virtuelle Influencer?

Die steigenden Marktanteile der virtuellen Influencer lassen sich anhand unserer Beispiele und der folgenden Punkte erklären:
Influencer genießen deswegen so hohen Einfluss unter ihren Followern, weil diese in ähnlichen Lebenssituationen sind. Darum können sich Follower leicht mit den Influencern identifizieren. Follower schätzen die Authentizität, mit denen Influencer die jeweiligen Produkte anpreisen. Denn die promoteten Produkte passen scheinbar authentisch in die jeweilige Situation. Das führt dazu, dass Follower die jeweiligen Produkte auch einsetzen möchten.

Dabei handelt es sich bei den Influencern um komplexe Persönlichkeiten, die auch aufgrund ihrer Emotionen und Charaktereigenschaften idolisiert werden.

Und was hat ihr Unternehmen davon?

Es ist zunehmend einfacher und kostengünstiger, virtuelle Influencer zu generieren.

Diese sind entweder als Produkt zu sehen und werden als solches vermarktet. Ein Beispiel hierfür ist Noonoouri. Sie ist international unterwegs, arbeitet mit aktuell angesagten Agenturen zusammen und wirbt für verschiedene Produkte. Sie verfügt über eine Persönlichkeit mit Werten, die dem momentanen Mainstream entspricht. Sie ist ein Produkt eines Unternehmens, das vermarktet wird. Ein weiteres Beispiel ist Qai Qai. Sie entwickelte sich zum virtuellen Influencer und ist dank ihrer Followerzahl attraktiv für Unternehmen mit einer ähnlichen Zielgruppe. Auch sie wird als Produkt vermarktet.

Oder die virtuellen Influencer werden als Teil des Marketing-Mixes exklusiv von einem Unternehmen erstellt und eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist Lu do Magalu. Dieser Avatar unterstützt das jeweilige Produkt immer in der dafür passenden Weise.

Das ist der Trend

„Experten sagen voraus, dass wir mehr und mehr von solchen unternehmenseigenen Influencern sehen werden. Diese werden nicht in allen Fällen als virtuelle Kreationen erkenntlich sein.“
(Hans-Jürgen Schwarzer)

Egal welche Einsatzart Ihr Unternehmen favorisiert, dies haben virtuelle Influencer den realen Influencern voraus:

Virtuelle Influencer

  • … werden immer kostengünstiger generiert werden,
  • … sind stets verfügbar, ohne Krankheit oder Urlaub,
  • … liefern immer die geforderte Performance ab und
  • … machen keine menschliche Entwicklung durch. So werden beispielsweise aus Vegetariern nicht plötzlich militante Tierschützer, die fragwürdige Aktionen durchführen.

In den nächsten Teilen dieser Serie werden wir weitere Aspekte rund um virtuelle Influencer beleuchten und für Sie die jeweiligen Benefits herausarbeiten.

Hier finden Sie den zweiten Teil dieser Serie: Wie erstellen Sie IHREN virtuellen Influencer?

Quellen: