KI-Konferenz: Viele Häppchen des großen Kuchens

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr lud am 24. November zur Internationalen KI-Konferenz „Fueling European Innovation with AI“ nach Mainz. Hier trafen sich wichtige Personen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, um über das große Feld der KI – künstliche Intelligenz – zu sprechen. Dabei wurde das Thema aus vielen Perspektiven betrachtet, mal abstrakt und theoretisch, in anderen Fällen sehr konkret.

KI-Regulierung: Internationale Zusammenarbeit um einheitliche Regeln und Chancen zu haben

Die KI bietet viele Chancen, die viele Personen auch heute schon nutzen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Beispiele sind die Fahrerassistenzsysteme, das Erkennen von Tumormarkern in der Medizin oder das Sichtbarmachen von Algenblüten in Meeren aus dem Weltall. Aber die Entwicklung der KI hält viele Entdeckungen bereit, von denen wir teilweise noch nichts ahnen.

Gleichzeitig hilft uns die KI beim Bewältigen von vielen Herausforderungen des Alltags: Dem Restaurantbetreiber beim Servieren, dem Autofahrer beim Einparken und dem Landwirt beim präzisen Ausbringen der Düngung. Zur gleichen Zeit birgt die KI Risiken. Bei dieser Konferenz wurde exemplarisch Social Scoring genannt, dass laut dem AI-Act inakzeptabel ist.

„Die KI potenziert unsere Fähigkeiten im Guten wie im Schlechten.“
Dr. Volker Wissing, MdB – Bundesminister für Digitales und Verkehr

Um die Chancen der KI zu nutzen und gleichzeitig die Risiken abzumildern, ist eine Regulierung gefragt, die soviel Flexibilität besitzt, um Innovationen zuzulassen. Daran arbeiten weltweit verschiedene Gruppen und Staaten. Nicht alle verfolgen die gleichen demokratischen Werte wie die EU, haben allerdings die Risiken der KI erkannt. So finden sich gemeinsame Nenner, die auch Staaten wie China dazu bringt, internationalen Konsens zu suchen.

Bislang sind viele freiwillige „Codes of Conduct“ entstanden. Diese sollen in verbindliche Regularien überführt werden, wie es der „AI-Act“ der Europäischen Union ist. Dr. Sebastian Hallensleben (VDE, CEN-CENELEC JTC AI) erklärt hierzu, dass diese Codices den Entwicklern dabei hilft, richtiges Verhalten zu definieren. Sind sie in Regularien überführt, werden sie durchsetzbar. Diese Konferenz beleuchtete einige Problematiken dabei, wie die Entwicklung von Standards und einem Qualitätssiegel.

Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit – geht das?

Eine Arbeitsgruppe diskutierte die Möglichkeit, durch Regulierung Vertrauen in KI aufzubauen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Panel herrschte Einigkeit darüber, dass Europa und Deutschland international bislang kaum eine Rolle spielen. Prof. Dr. Andreas Dengel (DFKI & TU Kaiserslautern) sprach von der „German Angst“, die international bekannt ist. Sie beschreibt einen kulturellen Unterschied zwischen Deutschland sowie den USA und China, wo eher „einfach mal gemacht“ wird.

Dengel sowie Prof. Dr. Matthias Niessner (Synthesia & TUM) beklagten, dass viele gut ausgebildete Menschen in Deutschland promovieren und dann das Land verlassen. Dr. Frauke Goll (appliedAI) versuchte dagegen zu argumentieren und verwies darauf, dass viele Persönlichkeiten später nach Deutschland zurückkehren. Einig waren sich alle: Ein auf deutscher Grundsatzforschung basierendes Unternehmen in Deutschland muss viele Hürden nehmen, die es im Ausland nicht zu bewältigen hätte. Das macht Deutschland unattraktiv für Innovationen und Investitionen.

KI in der Praxis: Wie bleibt Deutschland Spitzenreiter der Robotik?

Eine weitere Arbeitsgruppe diskutierte etwas greifbarer über KI im Feld der Robotik. Auch hier wurden die Themen Akzeptanz in der Bevölkerung, Finanzierungsaspekte sowie Venture Capital, die Skalierung und Nachwuchsförderung diskutiert. Die Diskutierenden waren sich einig, dass eine intuitive Bedienung essenziell ist. Zudem brauchen die Beteiligten das Gefühl der Kontrolle. Zusätzlich wurde klar: Sobald der Mehrwert einer Entwicklung ersichtlich wird, akzeptiert die Bevölkerung diese. Diese Beobachtung unterstützte Johannes Fuchs, Robotise, mit Service-Robotern in einem Hotel.

„Unsere Enkel wachsen als Robotic und AI-Natives auf. (Die KI wird ihre Lebenswelt durchdringen.) Wir tun uns nur damit schwer, weil wir die letzte Generation der Robotic Immigrants sind, mit sehr analogem Migrationshintergrund.“
Prof. Dr. Dominik Bösl, Micropsi Industries & Hochschule der bayrischen Wirtschaft

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung: Die Möglichkeit wurde aufgezeigt, über nicht rückzahlbare Darlehen junge Unternehmen zu finanzieren. Einige davon würden auf anderem Wege viel mehr zurückgeben, als sie bekommen haben. Eine zusätzliche Herausforderung wartet auf junge Unternehmen, wenn sie an der Schwelle zum Global Player stehen, beobachtete Bösl. Dann werden sie häufig von ausländischen Investoren übernommen.

Die Skalierung stellt deutsche Unternehmen vor ein weiteres Problem: Häufig entwickeln sie Lösungen für den inländischen Markt und haben später nicht die Strukturen, um international arbeiten zu können. „Groß denken ist nicht überheblich!“, versichert Johannes Fuchs, Mitgründer von Robotise. Sein Unternehmen machte nicht diesen Fehler, obwohl er durch die Regularien hierzulande das Produkt erst zwei Jahre später auf den Markt brachte und es wesentlich teuer wurde.

Regulierung mit Bedacht ermöglicht Innovationen

Aus den Arbeitsgruppen und dem Plenum ergaben sich ganz ähnliche Forderungen an die Politik, aber auch an die Gesellschaft: Eine Regulierung muss entstehen, die zwar Rechtssicherheit geben muss, aber flexibel genug sein muss, um sowohl Investitionen zu ermöglichen, als auch flexibel auf die Zukunft reagieren zu können. Dazu ist eine schlankere Bürokratie erforderlich. Die Gesellschaft in Deutschland muss sich hin zu einem Fokus auf die Chancen anstelle auf die Risiken wandeln. Dabei hilft eine frühzeitige Berührung mit neuen Technologien bereits in der Schule oder noch früher. Die Forschung muss besser in kommerzielle Produkte überführt werden.