Rhetorik: Worauf ist zu achten? Säulen und Fallstricke

Unter Rhetorik versteht man die Kunst der Rede. Sie wurde bereits von den alten Griechen entwickelt sowie praktiziert und ist nach wie vor bedeutend. Sowohl in der internen Kommunikation als auch während Kundengesprächen öffnen sich bei guter Beherrschung Türen. Das frühere Verständnis bezog sich allein auf die Sprache. Dies hat sich gewandelt und heutzutage umfasst Rhetorik die komplette Wirkung auf andere. Zentrale Frage: Wie wirke ich auf andere? Nicht selten hängt der Erfolg in Beruf, Politik sowie Alltagsleben von Ausstrahlung und rhetorischen Fähigkeiten ab. Beides lässt sich trainieren. Um die eigene Wirkung z.B. bei einer Präsentation vor einem Kunden oder auch in Teammeetings gezielt steuern zu können, ist es wichtig, sich der Wirkung bewusst zu sein. Dafür muss man mit den Bestandteilen vertraut sein. Wir stellen Ihnen nicht nur die Säulen vor, sondern nennen Ihnen auch Fallen, die es zu vermeiden gilt.

Rhetorik: Auf diesen Säulen baut sie auf

Die Rhetorik fußt auf mehreren Säulen, die zusammen die Wirkung auf andere ausmachen. Im Folgenden haben wir für Sie die wichtigen Details zusammengefasst:

Geschwindigkeit

Die Sprechgeschwindigkeit hängt vom Charakter ab. Es gibt Menschen, die von Natur aus schnell sprechen und dann gibt es das bedächtige Gegenteil. Die Geschwindigkeit muss zur Persönlichkeit passen. Auch wichtig: deutlich sprechen und keine Silben verschlucken.

Eine langsame, ruhige Sprechweise vermittelt Souveränität und Gelassenheit. Ist das Sprechtempo jedoch zu langsam, wird das Gegenteil bewirkt. Vorträge ziehen sich dann unnötig in die Länge und werden zur Qual für die Zuhörer. Hier können Sie Balance erlangen, indem Sie das Sprechen vor dem Spiegel sowie vor kleinen Gruppen üben und sich hinterher Feedback einholen.

Stimme

Die Stimme drückt unsere Stimmung aus und ist damit ein mächtiges Werkzeug der Rhetorik. Neben der Regulierung um laut und leise, können wir sie auch tonal heben und senken. Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst und arbeiten auch nicht aktiv mit ihrer Stimme. So merkt manch einer gar nicht, dass sein Vortrag monoton ist. Wenn Sie bewusst mit Ihrer Stimme umgehen, sorgt dies dafür, dass Ihre Zuhörer gerne Ihre Worte aufnehmen. Zudem erleichtern Sie ihnen, das Gesagte richtig zu verstehen.

Betonung

Radiomoderatoren durchlaufen in der Regel eine sogenannte Sprecherziehung. In dieser Ausbildung lernen sie, die Gliederung von Texten in Sinneinheiten sowie diese richtig zu betonen. Im Radio ist die Stimme das einzige Werkzeug, das dem Moderator zur Verfügung steht und daher besonders wichtig. Sie können hiervon durchaus lernen, wenn Sie Ihre Kommunikation verbessern möchten.

Faustregel: Pro Sinneinheit (Satz) ist eine Hauptbetonung erlaubt. Dabei entscheidet die Betonung darüber welche Aussage wir letztendlich tätigen wollen. Betrachten wir den Satz „Kollege Müller, bei dieser Aufgabe ist es wichtig, nach dem neuen Leitfaden vorzugehen.“ Es macht z.B. einen Verständnis-Unterschied, ob wir „dieser“, „wichtig“ oder das Wort „neuen“ betonen. Inhaltlich wird jeweils ein anderer Schwerpunkt gesetzt. Wenn Sie ohne Reflexion zu viel oder falsch betonen, kann das den Empfänger verwirren und zu einem ungewünschten Ergebnis führen.

Körpersprache

Auch nonverbal über die Körpersprache drückt sich Rhetorik aus. Dazu gehören z.B. Gesichtsausdruck, Körperhaltung und die Bewegung der Hände. Sie sollten sich bewusst machen, dass hängende Schultern, ein gleichgültiger Gesichtsausdruck oder ein krummer Rücken auf uns oft viel stärker wirken als der Inhalt des Gesagten. Der bewusste Einsatz von Gestik, Mimik sowie Körperhaltung hilft Ihnen, genau so
zu wirken wie Sie wirken möchten: souverän und selbstsicher.

Der bewusste Einsatz von Körperhaltung hilft Ihnen, so zu wirken wie Sie möchten. Das wussten bereits die alten Griechen. (AdobeStock - YiannisMantas)
Der bewusste Einsatz von Körperhaltung hilft Ihnen, so zu wirken wie Sie möchten. Das wussten bereits die alten Griechen. (AdobeStock – YiannisMantas)

Fallen, in die Sie rhetorisch nicht tappen sollten

Es gibt Fehler, die sich immer wieder beim Vortragen und in Reden von Menschen finden. Das Bewusstsein darüber hilft Ihnen dabei, rhetorische Fauxpas zu erkennen und somit abzustellen. Wir stellen Ihnen im Folgenden vier der häufigsten Fallstricke vor:

Ein Übermaß an Füllwörtern

Auch Sie erinnern sich vielleicht noch an diesen einen Lehrer, über dessen Füllwörter Strichlisten geführt wurden – ein sicheres Zeichen, dass der Redende die Zuhörer nicht packt. Sich ständig wiederholende Phrasen wie „also“, „wie sie wissen“ etc. sind für die Rede bedeutungslos und wirken schnell wie leeres Geplapper. Sie wirken sich negativ aus und hinterlassen einen beliebigen, leeren Eindruck des Gesagten. Es ist daher wichtig, dass Sie sich Ihrer Lieblings-Füllwörter bzw. -laute wie „äh“ und „öh“ bewusst werden, um sie seltener zu verwenden. Bei Aufregung verwenden wir diese übrigens besonders gerne und wirken dadurch zusätzlich unsicher.

Umständliche Ausdrucksweise

Eine umständliche Ausdrucksweise wird leider nach wie vor als Zeichen hoher Bildung verstanden. Gerne werden Fremdwörter, Passivkonstruktionen sowie viel zu lange Sätze aneinandergereiht. Das kann beeindruckend wirken, wird selten jedoch wirklich verstanden. Eine packende Rede sollte einfach im Ausdruck sein. Verzichten Sie soweit möglich auf Fremdwörter und wählen stattdessen kurze Sätze und passende, sprachliche Bilder. Ausnahme: Passende Fremdwörter sind erlaubt, wenn Sie vor einem Publikum mit entsprechendem Fachwissen sprechen. In der Regel sollte der Vortrag jedoch prägnant, kurz und ohne Ausschweifungen gehalten sein.

Fehlende Vorbereitung

Manch einer denkt sich, dass er auf Vorbereitung verzichten könnte, da er tief genug im Thema ist. Mutig und dabei oft auch ein großer rhetorischer Fehler. Rhetorik bedeutet Vorbereitung. Nahezu alle beeindruckenden Redemomente der Geschichte waren sorgsam einstudiert. Wenn eine Rede ansteht, sollten Sie also ausreichend Zeit in die Vorbereitung sowie Übung investieren. Besonders, wenn Sie noch nicht viel Erfahrung darin haben. Dies bedeutet nicht, dass Sie die Rede auswendig lernen sollen, im Gegenteil. Sie sollten frei sprechen. Was aber sitzen muss, sind die Struktur der Rede sowie bestimmte Schlüsselsätze.

Schlechter Aufbau der Rede

Bereits die ersten Sätze einer Rede können den Zuhörer zum Gähnen langweilen. Ausschweifende Einleitungen signalisieren, dass es wohl länger dauern wird. Der Zuhörer erwartet keinen spannenden Fortgang mehr und ist gedanklich schnell woanders. Steigen Sie stattdessen locker ein und holen Sie den Zuhörer emotional und inhaltlich ab. Auch der weitere Verlauf ist wichtig. Halten Sie sich nicht mit Smalltalk oder Details auf, sondern fokussieren Sie sich auf die relevantesten Punkte und kommen rechtzeitig zu einem Ende.